Und dann sitzt man im Homeoffice … und fragt sich: Ich soll übernächste Woche doch bei meinem neuen Team anfangen – aus dem Homeoffice?! Wie soll dass denn nun gehen? Wie soll ich die nun kennenlernen? Wo fange ich wie an? Was gibt es überhaupt für Möglichkeiten und worauf sollte ich achten?
Da sind die Austausch- und Arbeitssessions die die Kolleg*innen unter #remotescrum initiert haben ein willkommener Aufhänger um hoffentlich ein paar Ideen und Tipps zu bekommen.
selektive Kommunikation – eine Hürde
Schon in der ersten Brainstorming-Sammlung war als eine der Herausforderungen für Entwicklungsteams, die remote arbeiten, das Thema „selketive Kommunikation“ identifiziert worden. Damit wollten wir uns in der ersten „Vertiefungssession“ deutlicher auseinander setzen.
Die im Plenum gesammelten Themenschwerpunkte waren alle recht spannend doch ganz gemäß dem „Gesetz der zwei Füße“ war schnell klar, dass von den ursprünglich sieben (oder waren es acht?) Themen, zwei zusammengelegt werden konnten und zwei (mangels Kleingruppen-Teilnehmer*innen) fallen gelassen wurden. Die Einfachheit, mit der wir diese Entscheidungen getroffen haben, hat mich schon beeindruckt: Brainstorming mit allen im Call und Ralf als Moderator notiert die Themen in einem für alle via google docs geteilten Dokument. Dann ordnen wir uns direkt zu und disktuieren, wo jetzt zu viel sind, wo zu wenig, und gehen dahin, wohin die Füße uns tragen. Mario schickt uns in die virtuellen Besprechungs-Ecken und los gehts.
Übrig blieben die Gruppen:
- Architektur mit Tunnel und Blase –
Was ist wenn sich im Team ein Sub-Team bildet und ich als ScrumMaster nicht merke, dass ich dort ein Problem bildet? - Überfordernde Tools und noch mehr Kommunikation (… und noch mehr Regeln)
- Onboarding im vollverteilten Team
- Wie stelle ich sicher, dass alle die relevanten Informationen erhalten?
- Soziale Interaktion trotz Distanz …
Onboarding neuer Teammitglieder
Kontexte, die zu beachten sind
3 Kontexte in diesem Thema fallen uns ins Auge
- Jemand fängt jetzt (am 01.04.) neu an in einem Team als ScrumMaster oder Entwicklerin und hat das Team erst in einem einzigen Termin kennengelernt
- fast wie oben nur: die „neue“ hat das Team noch nie kennen gelernt
- Da sind mehrere Teams, die sich komplett neu „mischen und aufstellen“ sollen. Und das jetzt nur Remote?
Für letzten Kontext haben wir leider nicht mehr genug Zeit, um noch Ideen zu sammeln. Aber eine separater Austausch dazu wäre durchaus spannend.
Und was machen wir nun mit den „neuen“?
Herausforderungen:
Als neue steht man ja vor etlichen Fragen:
- Was sind die Prozesse?
- Welche Tools werden wie genutzt?
- Wie wird gearbeitet (Arbeitsregeln)?
Und dann möchte man ja auch, dass einem Vertrauen entgegengebacht oder mindestens, dass man es wechselseitig aufbauen kann – egal ob Entwickler*in oder ScrumMaster*in. Wie kann ich die remoten Kolleg*innen davon überzeugen, Vertrauen in mich zu setzen?
Eine Frage, die man sich beantworten und dann mit dem Team relfektieren kann: Was bringe ich euch tatsächlich – gerade in dieser Situation?
Und noch verfeinert als ScrumMaster*in: Wie / warum könnt ihr mir vertrauen, dass ich Euch nicht mit agilen Themen überfordere sondern Euch unterstütze bei den Problemen, die ihr jetzt konkret gerade habt?
Also: Wie gehe ich als ScrumMaster*in zurück gehen auf die ganz einfachen Dinge?
Hier scheint uns Vertrauen wirklich ein zentrales Thema. Damit fängt vieles an. Wie baue ich remote Vertrauen auf?
Lösungsansätze
als Scrum Master*in:
Loslassen und sich einlassen:
Nicht unbedingt die Scrum Prinzipien und Regeln in den Vordergrund stellen sondern bei den Impediments anfangen: Was hat das Team durch die ungewohnte Situation jetzt an Problemen? Wo kann ich wie unterstützen?
Als Entwickler*in:
Fragen stellen:
- Wie kann ich Regeln und Good Practices erlernen?
- Aber auch: Reichen die Ressourcen überhaupt – jetzt wo alle aus dem Home-Office arbeiten? Wenn nicht, kann es eine gute Möglichkeit sein, über Screenshare Pair-Programming durchzuführen…
Wer lässt mich ihm über die Schulter schauen (per Screenshare)…?
weitere Ideen:
- alle (Kommunikations-) Kanäle öffnen, die man hat
- Bild / Video zulassen
- nicht nur per Telefon kommunizieren
- Nicht fachliche Kommunikation (Kaffeetrinken) pflegen
- auch “private” / persönliche Seiten zeigen
- als Scrum Master viel auf diese neuen Personen zu gehen, fragen
- Wo stehst Du?
- Was brauchst Du?
- Wie geht es Dir
- Welche Erwartungen hast Du …
- an mich
- ans Team
- an Dich
- an …?
- die neue (sich selber) vorstellen (lassen) – mit Bildern – um mehr (über mich) zu erzählen
- fachliche Einarbeitung (von Entwicklern): Pair Programming (über Desktop-Sharing)
- der neuen eine*n Mentor*in zur Seite stellen – die aus demselben Fachgebiet/aufgabenbereich kommt und Ansprechpartner*in ist für fachliche Fragen (Body-Konzept – und der Body sollte im Unternehmen gut verknüpft sein)
- ScrumBan Boards hochziehen mit allen auch “dummen” und kleinen Tasks”. Eben auch dezidierte Tasks für Onboarding und Kollaboration einbauen etc.
- Eine ScrumMaster*in sollte auch im Daily zur eigenen Arbeit etwas sagen: woran arbeite ich heute, etc. (und nicht nur Beobachter sein). Das erhöht die Transparenz für das Team…
- Corona als Herausforderung annehmen und einbinden:
OK – wir müssen jetzt wieder neu lernen.- Was drängt am meisten, wo fangen wir an?
- Wenn technische Ressourcen nicht reichen (weil z..B. nicht genug Remote-Entwicklungslizenzen) – dann über Pair-Programming und Screensharing arbeiten…
- Einen persönlichen, virtuellen Meetingraum einrichten, in den jede*r zu jederzeit rein kann (z.B. in Zoom)
- den Teammitgliedern den Zugang auch ohne Scrum Master (bzw. „Raumbesitzer“) ermöglichen
- die Teammitglieder können dann da ad-hoc Besprechenungen machen
- Die neuen als Experten nutzen für das, was nicht verständlich ist (z.B. Abkürzungen)
„Achte dochmal auf alles, was Dir so auffällt, was Du komisch findest, nicht verstehts, nicht nachvollziehen kannst, … und sag es uns dann…!“ - Steckbriefe oder Walls erstellen wo jede/r über sich sagt, was er sie kann, macht tut und wozu sie besonders ansprechbar ist etc.
Outro
Beeindruckend für mich war an der Sitzung, wie schnell wir alle in die Arbeit kamen und uns beteiligten, obwohl zumindest ich noch niemandem aus dieser Gruppe kannte. Und wie groß die Offenheit und Bereitschaft, Ideen zu teilen war.
Und dann, wie gut die Meetings vorbereitet waren, die Verwendung von virtuellen Untergruppenräumen und einem Web-Dokument, in dem wir alle parallel arbeiten konnten – das haben Ralf und Mario mit ihren Unterstützer*innen wirklich toll vorbereitet! Danke Euch allen!
Ich persönlich mache mich jetzt am 01.04. an die Aufgabe, als Scrum Master mein neues Team weiter zu begleiten und kennen zu lernen und werde die Ideen, die wir gemeinsam entwickelt haben nutzen. Ich hoffe, Sie können euch beim Remote-Onboarding auch helfen…
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